"Bürgeranregung"

Unser Beitrag zu 5 Jahren Fukushima und 30 Jahren Tschernobyl:

Hier stellen wir unsere Positionen zum Strombezug der Stadt und zu den Stromprodukten der Stadtwerke zur Diskussion. Die Ergebnisse werden wir in die Stadtpolitik einbringen. Angedacht ist die Einreichung am 5. Fukushima-Jahrestag am Freitag, 11. März 2016, an den Bürgerausschuss als "Bürgeranregung nach §24 der Gemeindeordnung NRW". Diese kann von dort an den Rat gegeben und dort abgestimmt werden. Alternative wäre ein Bürgerantrag nach §25 GO NRW, der vom Rat behandelt werden muss, aber eine besondere Hürde vorgeschaltet hat: Er verlangt 8000 Unterschriften von Wahlberechtigten aus Bielefeld. Wir gehen davon aus, dass der Bürgerausschuss unsere Vorschläge nicht ablehnt, da Ökostrom auch günstiger ist (wie das Land NRW 2016 vorgemacht hat). Helft mit bei Ökostrom.Stadt und Graustrom.Ende! Unterstützt uns als Verband oder Einzelperson, kommt zur Mahnwache am 5.3.2016, gebt Hinweise (gerne per Email).

Entwurf "Bürgeranregung"

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren im Bürgerausschuss,


Hiermit übersenden wir Ihnen als Bielefelder BürgerInnen und Aktive für Klimaschutz und eine erfolgreiche Energiewende eine Anregung nach §24 der Gemeindeordnung NRW zur Beschlussfassung durch den Rat der Stadt Bielefeld.

Beschluss:

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1. Ökostrom.Stadt!

Der Rat der Stadt Bielefeld beschließt, dem Beispiel des Landes NRW zu folgen und für alle städtischen Dienststellen und Einrichtungen (einschließlich der eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen) ein Auschreibungverfahren für die Umstellung auf Ökostrom nach den vom Land NRW für die Landesverwaltung verwendeten Kriterien durchzuführen. Das Land NRW hat Qualitätskriterien (u.a. Alter der liefernden Anlagen) vorgegeben und konnte gegenüber dem vorher bezogenen Graustrom erhebliche finanzielle Einsparungen, sowie erhebliche CO2-Einsparungen erzielen. Die Umstellung in Bielefeld soll zu Beginn des Jahres 2017 oder früher erfolgen. Falls einzelne Verträge längere Laufzeiten haben, dann bei diesen zum nächstmöglichen Termin.


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2. Graustrom.Ende!

Der Rat der Stadt Bielefeld beschließt, durch seine VertreterInnen in Aufsichtsräten und Beteiligungsgesellschaften darauf hinzuwirken, dass das Unternehmen Stadtwerke Bielefeld schnellstmöglich, doch spätestens ab Mitte 2018 (sogenanntes "Ende des Strombezug aus dem AKW Grohnde"), ausschließlich Strom aus kohlefreier Kraft-Wärme-Kopplung und Erneuerbaren Energien erzeugt und handelt. Dies bedeutet insbesondere auf sogenannten Graustrom ohne Erzeugungsnachweis in den Stromprodukten der Stadtwerke zu verzichten, da bei diesem auch nach 2018 erhebliche Anteile Atom- und Kohlestrom enthalten sind und Strombezug aus dem AKW Grohnde nicht ausgeschlossen ist.


Begründung

Zu 1. "Ökostrom.Stadt"
Die Stadt Bielefeld setzt durch die Umstellung aller bzw. des Gros seiner Stromverträge ein positives Zeichen für die Energiewende und kommt der Erreichung der vom Rat beschlossenen Klimaschutzziele erheblich näher. Die Stadt ermutigt so auch Bürgerinnen und Bürger, für den Klimaschutz und erneuerbare Energien aktiv zu werden. Es sind erhebliche finanzielle Einsparungen zu erwarten: Beim Land NRW waren es bei 337 Gigawattstunden Strom rund 8 Millionen Euro pro Jahr.

Auszug aus der Veröffentlichung des Landes NRW:

Im Vergleich zum Vorjahr können die Kosten für die Stromlieferung um rund acht Millionen Euro pro Jahr gesenkt werden. „Wir freuen uns, dass wir ein sehr wirtschaftliches Ergebnis mit der Umsetzung der Klimaziele der Landesregierung verbinden können“, sagte Martin Chaumet, Sprecher der Geschäftsführung beim BLB NRW. Das Qualitätskriterium Ökostrom wird durch Herkunftsnachweise belegt, für die Mindestkriterien definiert wurden: So soll etwa durch den Bezug von Strom aus neuen Erneuerbare-Energien-Anlagen eine tatsächliche Minderung der CO2-Emissionen erreicht werden. Neuanlagen sind Ökostromanlagen, die nicht älter als sechs Jahre sind. Das Land hat eine stetig ansteigende Neuanlagenquote von 33 Prozent im Jahr 2016 über 40 Prozent im Jahr 2017 bis hin zu 50 Prozent im Jahr 2018 vorgegeben.

Minister Remmel: „Bestehende Anlagen können zwar Ökostrom liefern, faktisch wird aber keine neue Nachfrage nach klimafreundlichem Strom generiert. Mit der Festlegung der Neuanlagenquote lösen wir indirekt Marktimpulse zur Investition in Neuanlagen aus.“ Quelle: https://land.nrw/de/pressemitteilung/landesverwaltung-stellt-ab-2016-auf-oekostrom-um

Zu 2. "Graustrom.Ende"
Bei Weiterbetrieb des AKW Grohnde bis zum Jahr 2022 würden die Stadtwerke Bielefeld nach bisher öffentlich gewordenen Planungen sehr wahrscheinlich über die Strombörse "EEX" weiter Strom aus dem AKW Grohnde beziehen und weiterverkaufen. Dies widerspricht dem Sinn der bisherigen Ratsbeschlüsse und den Äußerungen der Stadtwerke-Geschäftsführer zu einem Atomstrom-Bezugsende im Jahr 2018.

Eine Anfrage zum Stadtwerke-Strommix nach 2018 an den Stadtwerke-Kundenservice ergab im Dezember 2015 abweichend von diesen Äußerungen, dass die Stadtwerke Bielefeld nicht grundsätzlich planen, aus dem Atom- und Kohlestromhandel auszusteigen:

"[...] gerne haben wir zu Ihrer Anfrage Rücksprache mit unserer Fachabteilung für die Energiebeschaffung gehalten und können Ihnen dazu Folgendes mitteilen: Mit dem Ausstieg aus den bisher betriebenen Eigenerzeugungsanlagen wird sich unsere Stromkennzeichnung immer weiter dem Bundesdeutschen Mix annähern."

Der bundesdeutsche Strommix ist eine Umschreibung für "größtenteils nicht rückverfolgbaren Strom von der Strombörse EEX" und beinhaltet 2018 schlimmstenfalls um die 50 Prozent Kohlestrom und zweistellige Anteile Atomstrom.

Wie von Minister Remmel richtig gesagt wurde, sind "Marktimpulse zur Investition in Neuanlagen" der Erneuerbaren Energien für den Klimaschutz notwendig und müssen aus Verantwortung für die Zukunft fester Bestandteil der Beschlüsse der "Klimaschutzkommune Bielefeld" sein. Es ist deshalb wichtig jetzt klare, nachhaltige Beschlüsse zum zukünftigen Strommix, Stromhandel und Bielefelder Stromverbrauch zu erlangen.

Der von uns angeregte Beschluss ist durch den Ausschluss von Kohlestrom ein erheblicher Baustein zur Erreichung der vom Rat der Stadt Bielefeld beschlossenen Klimaschutzziele.

Die Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern haben die Stadtwerke schon einmal bewogen, auf den Neubau eines Kohlekraftwerkes in Bielefeld zu verzichten, der mit Sicherheit heute und auf lange Zeit große Nachteile bedeutet hätte. Die Festlegung auf ausschließlich nachverfolgbaren, klimafreundlichen und erneuerbaren Strom ist die logische Konsequenz.

Durch den bundesweiten Stromhandel der Stadtwerke hat dieser Beschluss auch über die Stadtgrenzen hinaus positive Strahlkraft.
 

Wir setzen uns ein: Für den Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Energie.